Beim Augenarzt (und Zahnarzt): Damit ich Dich besser sehen kann

Ich bin ein Hypochonder – mit Erfolg. Als ich im Sommer 2013 von Hamburg nach Berlin gezogen bin, wollte ich nur mal schnell zum HNO gehen, da ich seit einer Weile das Gefühl hatte, beim gemeinsamen Serienschauen (Dexter) schlechter zu hören als mein Umfeld. Wie sich später herausstellte, hatte ich leider Recht. Diagnose: Otosklerose – eine Verknöcherung im Innenohr, von der auch schon Beethoven, meine französische Kollegin und viele andere Frauen – Stichwort: hormonelle Ursache – betroffen waren. Dies führte unter anderem zur vorübergehenden Pausierung und langfristigen Umstellung meiner Verhütung auf eine deutlich geringere hormonelle Dosis als auch zu der Entscheidung mich VOR meinem Umzug in die USA einer OP zu unterziehen, die ich seit der ursprünglichen Hamburger Diagnose vor mir hergeschoben hatte. Der Rest der Story – Stichwort: Frachtschiffreisen – ist bekannt.

Gerade in den USA angekommen stellte ich fest, dass mein Monatslinsenvorrat aufgebraucht war. In der Benefitspräsentation unserer HR-Abteilung, in der allen Neuankömmlingen erklärt wurde, welche Krankenversicherungsoptionen wir hatten, passte ich gut auf und verstand trotzdem fast nichts – Stichwort: PPO, HMO und FSA. Ich erinnerte jedoch, dass die Möglichkeit bestand, Kontaktlinsen und LASIK aus dem Bruttogehalt zu bezahlen. Ich entschied mich zunächst für Tageslinsen und machte mir einen Termin beim Augenarzt. Auf der Webseite meiner Augenversicherung (vsp) identifizierte ich eine Optikerin in meiner unmittelbaren Nachbarschaft mit einem Termin innerhalb der nächsten Woche. Das Ladenlokal und die Untersuchungsräume waren mit der modernsten Technik ausgestattet, die Ärztin und ihr Personal gutaussehend und freundlich und am Ende stiefelte ich mit einer Zehntagesration Dailies, einer $300-Rechnung für die Untersuchung und einem Abholschein für 360 Kontaktlinsen aus der Praxis. Die Summe tat weniger weh, da ich sie brutto bezahlte und ich das Gefühl hatte, insgesamt einen guten Deal gemacht zu haben.

Next up: Zahnarzt.

Amerikanern wird nachgesagt, wahnsinnig gute Zahnhygiene zu haben. Wer sich diese nicht leisten kann, erwirbt in der Drogerie ein Do-it-yourself-Kit zum Karieslöcherfüllen für $10. Wer – wie ich – eine gute Zahnversicherung (Guardian) hat, geht zweimal im Jahr ohne Zuzahlung zum Zahnarzt zur Untersuchung und Zahnreinigung. Studio Dental ist die Hipster-Lösung für den modernen Techworker. Der Zahnarzt kommt regelmäßig auf unseren Campus gerollt. Man checkt via iPad ein, der Rezeptionist redet über Videochat mit einem und wahrscheinlich anderen Patienten gleichzeitig und erkundigt sich freundlicher als Starbucks nach der richtiger Aussprache des Vornamens (Kati statt Katie). Meine Augenärztin chattete ähnlich begeistert mit mir über meinen Greencardgewinn und mein Alter, da sie mich wie die meisten Menschen locker fünf Jahre jünger schätzte. Meine Zähne waren erwartungsgemäß im einwandfreien Zustand. Danach kam ihre Assistentin zur Zahnreinigung und fragte mich zunächst, ob ich eine Netflixserie über den Fernseher an der Decke schauen wollte. Und ob: die perfekte Gelegenheit Parks and Recreation zu testen. 30 Minuten später hatte ich saubere Zähne und ein Urteil über die Serie gefällt: Vermutlich authentisch, aber nicht mein Humor. Mit einer Rechnung über $0 – die Versicherung übernahm 100% der Kosten – und einer Reisezahnbürste und Zahnseide bestückt, ging ich die paar Meter zurück ins Büro. Bisher hat mich das amerikanische Gesundheitssystem nicht enttäuscht.

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