Dass deutsche Kellner amerikanische Gäste lieber mögen als amerikanische Kellner deutsche Gäste hat zwei Gründe: 1. Die Höhe des Trinkgelds, 2. Die Art wie größere Gruppen eine Rechnung begleichen.
In den USA, speziell in San Francisco, inzwischen die amerikanische Stadt mit den höchsten Lebenshaltungskosten, ist Trinkgeld nicht nur gut fürs Karma, sondern deutlich mehr als eine nette Geste. Der naseweise deutsche Tourist, der ausführlich den Marco Polo Reiseführer aus der Stadtbücherei in der vorletzten Auflage studiert hat, mag zu seiner Verteidigung behaupten, dass das amerikanische Restaurant die Bezahlung seiner Angestellten voll und ganz auf die Kunden abwälzt und rechtfertigt seinen Geiz damit, dieses System nicht unterstützen zu wollen. In Kalifornien gilt allerdings ein Mindestlohn von $9/Stunde auch in der Gastronomie, ab Januar 2016 sind es $10/Stunde. McDonald`s zahlt sogar freiwillig $1 über Mindestlohn. Selbst diese in den Augen von Reisenden aus ostdeutschen ländlichen Gegenden durchaus fürstliche Entlohnung reicht in San Francisco und Umgebung allerdings bei Weitem nicht aus, um den eigenen Lebensunterhalt zu bestreiten, s. Mietspiegel.
Von daher ist es eine Selbstverständlichkeit, beim Zahlen ein Trinkgeld von 20% zu geben. Dies funktioniert so:
1. Der Kellner bringt sobald seine Arbeit getan ist und er serviert hat (nicht sobald alle aufgegessen haben), die Rechnung an den Tisch mit den Worten „whenever you are ready“. Davon sollte man sich nicht verunsichern lassen. Falls man doch noch etwas bestellen möchte, kann die Rechnung einfach angepasst werden.
2. Alle Parteien legen dann ihre Kreditkarte in die Rechnungsmappe und geben sie zurück an den Kellner mit den Worten „split evenly“ oder „two thirds on this one, one third on this one“, wenn es sich um ein Pärchen mit einer gemeinsamen Kreditkarte handelt. Die Rechnung wird NIE penibel auseinander gerechnet, auch wenn jemand ein weiteres Getränk oder ein teureres Gericht hatte. Diese Art der exakten Bezahlung nennt man hier kopfschüttelnd „the German way“. Bei ganz großen Differenzen bietet der mit dem größten Appetit an, das Trinkgeld komplett zu übernehmen oder den nächsten Drink in der Bar zu bezahlen.
3. Der Kellner kommt dann mit einer Rechnung pro Kreditkarte wieder. Hier wird dann das Trinkgeld vermerkt (20%!). Zur Unterstützung beim Kopfrechnung werden meist die Beträge für 15%, 20% und 25% auf dem Bon aufgeführt. Nur wenn das Trinkgeld schon im Endpreis enthalten ist, zum Beispiel bei größeren Gruppen (6+), ist eine einfache Unterschrift erlaubt.
Wenn Ihr in den USA mit mir essen gehen wollt, haltet Euch bitte an die Regeln. Danke!
Ich finde es wichtig sich vorab zu informieren, wie das Thema Trinkgeld in anderen Ländern genutzt wird. Schließlich möchte man vor Ort ja doch alles richtig machen.
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