Simone Lis, Gründerin von Matchlabn, hilft deutschen Managern bei der Digitalen Transformation, indem sie diese mit aufstrebenden Startup-Gründern in Kalifornien verbindet. Durch ihre Arbeit als Startup-Matchmakerin hat sie über die Jahre exklusive Kontakte und Einblicke in die weltweit größten Startup-Ökosysteme der Welt gesammelt und teilt diese mit ihren Kunden – und uns in diesem Gastbeitrag.
“L.A. – auf keinen Fall!” Als ich vor sieben Jahren nach Kalifornien ausgewandert bin, hatte ich mich erst für L.A. anstelle von San Francisco entschieden. Zum damaligen Zeitpunkt ohne Uber, Lyft und Bird Scooters ein Fehler! Als Deutsche liebe ich es zu laufen, mein Fahrrad und vor allem öffentliche Verkehrsmittel anstelle meines Autos zu nutzen. Zudem wollte ich Startup-Gründer und nicht Jungschauspieler treffen. Was mich damals aber am meisten gestört hat war, dass ich das “Stadtzentrum” nicht gefunden habe. Kurzerhand hatte ich daher damas beschlossen, diese Stadt zu verlassen und mich für San Francisco als meine neue Wahlheimat entschieden.
L.A. – eine ganz besondere Stadt! Als mein Mann eine neue berufliche Herausforderung in L.A. vor über drei Jahren angenommen hat, habe ich der Stadt eine zweite Chance gegeben und es bis heute nicht bereut. Das Zentrum habe ich zwar bis heute nicht gefunden, aber mittlerweile habe ich verstanden, dass es das Zentrum einfach nicht gibt. Vielmehr setzt sich L.A. aus vielen einzelnen Stadtteilen zusammen, die sich alle sehr stark voneinander unterscheiden und oftmals mehr als zwei Stunden voneinander entfernt liegen. Mein Corporate Innovation Lab habe ich in Silicon Beach gegründet, da hier die lokale Tech-Szene ihren Ursprung hat. Mittlerweile hat sich diese rasend schnell über die ganzen Stadt verteilt und neue Hubs wie beispielsweise Playa Vista oder Downtown sind entstanden.
L.A. – das neue Silicon Valley? Viele meiner deutschen Kunden denken sofort ans Silicon Valley, wenn sie das Wort Innovation und Kalifornien hören. L.A. gilt in der Tech-Szene derzeit noch als Geheimtipp, aber schon jetzt lässt sich das extreme Potenzial dieser Stadt erkennen. Vor allem für Unternehmen aus der Media oder Consumer-Branche wie etwa Food, Fashion, Beauty oder Wellness sowie für Marketers ist das Startup-Ökosystem extrem spannend. Hier fünf Besonderheiten der Stadt:
- L.A. ist nach New York die zweitgrößte Stadt in den USA und zeichnet sich vor allem durch seine Vielfalt an Einwohnern aus. Zudem zieht es mehr und mehr Tech-Talente aus dem Silicon Valley in den Süden. Dort vermischen sie sich mit Hollywood-Kreativen und das Ergebnis sind neue Startup-Ideen vor allem in den Bereichen Content, Commerce und Communication.
- Daher ist es nicht verwunderlich, dass viele Gründer an Content-Ideen für Plattformen wie etwa Mobile oder Virtual Reality arbeiten. Wer nach L.A. zu Besuch kommt, der sollte sich unbedingt vorab ein Ticket bei Dreamscape reservieren und in der virtuellen Realität mit Dinosauriern um die Wette laufen – ein einzigartiges Erlebnis und derzeit für mich eines der besten Tech-Erlebnisse der Stadt!
- Hollywood-Stars, Media-Experten und Influencer haben hier mit Hilfe von kreativen Storytelling-Methoden verstanden, wie die Generation Z tickt. Mittlerweile verkaufen diese via Instagram oder YouTube im Minutentakt mehr Produkte als traditionelle Brands und Medienunternehmen zusammen. Neue Hubs für Kreative entstehen, wie etwa YouTube Space, ein neue Art von Co-working-Space exklusiv für Content-Creators mit mehr als 10.000 Followern.
- In der Vergangenheit war der Zugang zu Kapital für Startups in L.A. (im Vergleich zum Silicon Valley) sehr schwierig, da es kaum Investoren gab. Da Startups von Anfang an profitabel sein mussten, sind hier sehr erfolgreiche E-Commerce Startups, wie zum Beispiel Dollar Shave Club entstanden. Wer die außergewöhnliche Gründergeschichte noch nicht kennt, der sollte sich unbedingt den Podcast “How I built this mit dem Gründer Michael Dubin” anhören. Snap oder Tinder sind weitere Erfolgsgeschichten der Stadt. Das aus dem Silicon Valley bekannte Prinzip “Rinse und Repeat” findet auch hier Anwendung, d.h. erfahrene Gründer teilen ihr Wissen und werden zu Mentoren, Kapital wird in neue Talente investiert und das Startup-Ökosystem beginnt zu wachsen.
- Eine weitere Besonderheit ist der Social-Impact-Faktor, der bei fast allen Startups zu finden ist. Wer nach guten Praxisbeispielen sucht, der sollte unbedingt einen Abstecher zu Abbot Kinney machen – eine Hipster-Einkaufsstraße im Herzen von Venice Beach. Hier findet man zahlreiche, nachhaltige Boutiquen wie etwa Tom Shoes, Tees + Jeans sowie die besten veganen Restaurants und Supermärkte der Stadt: The Butcher’s Daughter, Plant Food and Wine oder Erewhon. Wer zudem die schnell wachsende legalisierte Cannabis-Branche erleben möchte, der sollte unbedingt bei MedMan oder Dosist stoppen und sich beraten lassen. Ausweis und Bargeld mitnehmen sowie 21 Jahre alt sein, sonst kommt man nicht am Türsteher vorbei!

Silicon Beach versus Silicon Valley? Viele Menschen denken noch immer, dass Innovation nur an einem speziellen Ort wie etwa dem Silicon Valley stattfindet. Wir bei Matchlabn denken, dass es sich um ein Mindset handelt, das überall auf der Welt und in jeder Stadt erlernt werden kann. Das geschieht nicht über Nacht, wie das Beispiel in L.A. zeigt. Wer demnächst beruflich ins Silicon Valley reist, um die besten Technologie-Startups zu treffen, der sollte sich keinesfalls L.A. entgehen lassen. Mit dem Flieger ist es ein Katzensprung und wer nicht gerne fliegt, der kann am Abend in den High-Tech-Hotelbus Cabin steigen und am nächsten Morgen am Strand von Santa Monica aufwachen und mit mir einen Kaffee bei Gjusta trinken. Let’s matchmake!